Bei strahlendem Sonnenschein begann für die Teilnehmer der ersten Tagung der Forschungsstelle für eSport-Recht (FeSR) ein spannender Tag unter dem Motto „Politik, Praxis und Wissenschaft im Dialog“. Unter dem Dach der Universität Augsburg kamen Vertreter aller relevanten Bereiche des eSports zusammen, um gemeinsam über rechtliche Fragen dieser Branche zu diskutieren.
Die FeSR war daher besonders erfreut, mit Frau Britta Dassler (MdB) und Herrn Benjamin Adjei (MdL) sowohl eine Vertreterin der Bundespolitik als auch einen Vertreter der bayerischen Landespolitik als Redner zur Tagung begrüßen zu dürfen. Beide konnten den Zuschauern die bisherige politische Arbeit zum Thema eSport sowie die mögliche künftige Herangehensweise näherbringen. Frau Dassler (u.a. Obfrau des Sportausschusses im Bundestag) zeigte auf, dass die derzeit dringendste politische Frage des eSports dessen politische und rechtliche Anerkennung ist. Sie forderte deshalb die Koalitionsparteien auf, ihren Koalitionsvertrag umzusetzen und die Gleichstellung des eSports mit dem Sport zu ermöglichen. So kann der eSport dem herkömmlichen Sport auf Augenhöhe begegnen. Abschließend appellierte sie an alle Beteiligten, mit dem Thema eSport mutig, progressiv und problemorientiert umzugehen. Auch Herr Adjei (u.a. Sprecher für Digitalisierung im Bayerischen Landtag) spricht sich für die Anerkennung des eSports und dessen Förderung aus. Gerade auf regionaler Ebene hat eSport das Potential Medienkompetenzen zu stärken, Inklusion zu fördern, aber auch – wenn eSport in Vereinen ausgeübt wird – pädagogische Arbeit zu erleichtern. Deshalb ist es gerade auf Landesebene wichtig, den eSport zu fördern, aber auch zu gestalten.
Als Praxisakteure waren Verbände, Vereine, Ligen und Spielepublisher vertreten. Als Referenten gaben Herr Hans Jagnow (Präsident des eSport-Bund Deutschland eV.), Herr Thomas Krumrey (Justitiar der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH), Herr Felix Hilgert (Rechtsanwalt bei Osborne Clarke, zuständig für die Beratung internationaler Publisher) und Herr Jan-Hendrik Heuschkel (Vice President Marketing Communications bei Freaks 4U Gaming) einen Einblick in ihre Arbeit mit dem eSport und zeigten rechtliche Probleme auf, die sich dabei stellen. Anlässlich der stark umstrittenen Frage, ob eSport Sport ist, ging Herr Jagnow zunächst einen Schritt zurück und stellte dar, was aus Sicht des ESBD überhaupt eSport ist. Dabei grenzte er diesen von anderen Nutzungsformen des Computer- oder Videospielens ab, zeigte auf, wann ein eSportler sportlich aktiv ist und wann ein Computer- oder Videospiel ein eSport-Titel sein kann. Herr Krumrey legte die Beweggründe des VfL Wolfsburg dar, eine eSport-Sparte (u.a. mit einer E-Academy) zu gründen. Er zeigte inhaltliche und wirtschaftliche Synergien sowie Potentiale des eSports für den VfL Wolfsburg auf und stellte die damit einhergehenden rechtlichen (insb. arbeitsrechtlichen) Fragen dar. Herr Hilgert veranschaulichte, welche rechtlichen Fragen sich dem Publisher bei der Vermarktung und Bereitstellung eines eSport-Titels stellen. So sind bspw. andere Nutzungsrechte als bei gewöhnlichen Singleplayer-Titeln notwendig. Ferner stellen sich diesem auch klassische Rechtsfragen eines Eventveranstalters und zahlreiche eSport-spezifische Probleme, wie Cheating und Jugendschutz beim Streaming. Thematisch knüpfte der Vortrag von Herrn Heuschkel über die Strukturen eines Ligen- und Eventveranstalters in der eSport-Branche an den Vortrag von Herrn Hilgert an. Herr Heuschkel konnte aus erster Hand berichten, welche Überlegungen ein Ligen- und Eventveranstalter bei der Ausgestaltung seines Spielbetriebs anstellen muss und wo sich dabei rechtliche Schwierigkeiten zeigen. Dabei hob er die zunehmende – auch rechtliche – Professionalisierung der Branche hervor und verdeutlichte dies durch einen Vergleich der Arbeit des Unternehmers in seiner Gründungsphase mit dem Status quo.
Auch die Forschungsstelle selbst trug mit ersten Forschungsergebnissen zum Dialog bei. Prof. Dr. Martin Maties widmete sich in seinem Vortrag der Frage, ob eSport Sport im rechtlichen Sinne ist. Losgelöst von der politischen und gesellschaftlichen Diskussion arbeitete er in seinem Vortrag mit den Methoden der juristischen Begriffsbildung heraus, dass nach derzeitiger Rechtslage eSport Sport im rechtlichen Sinne ist. Angesichts der vielen Parallelen zwischen Sport und eSport stehen die Gegner einer solchen Anerkennung in der Pflicht, dogmatisch sauber zu begründen, warum eSport kein Sport im rechtlichen Sinne sein soll. Prof. Dr. Dr. h.c. Kubiciel sieht die Sicherstellung der Integrität im eSport als eine gewichtige Aufgabe der strafrechtsdogmatischen und kriminalpolitischen Forschung. Dazu ist es erforderlich, relevante Gefahren für die Integrität des eSports zu analysieren, und zu überprüfen, ob das geltende Recht diesen Risiken angemessen begegnet. Als besondere Gefahren identifizierte er u.a. Spielmanipulation, Wettbetrug, Geldwäsche aber auch den Umgang mit Cheating. Die beiden Mitglieder der Forschungsstelle, Nepomuk Nothelfer und Philipp Schlotthauer, zeigten mit ihrem Vortrag unter dem Titel „Play Hard, Work Hard – Wenn Spielen zur Arbeit wird“, dass zahlreiche eSportler Arbeitnehmer sind und deren Arbeitsverhältnis sich dabei als eine Mischform aus der Tätigkeit eines Telearbeiters und eines kompetitiven Sportlers darstellt. Die rechtswissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Bereich des herkömmlichen Sports und der Telearbeit sind dabei nicht unbesehen auf den eSport zu übertragen.
Abschluss der Tagung stellte die daran anschließende Diskussionsrunde dar. Hier bekamen die Teilnehmer der Tagung Gelegenheit, eigene Gedanken und Fragen in den Dialog rund um das Thema eSport und Recht einzubringen.
Im Anschluss an die jeweiligen Vorträge, in den Pausen oder in der Diskussionsrunde - der Dialog aller Beteiligten war nicht nur Motto der Tagung, sondern wurde von allen Teilnehmern weit über das offizielle Tagungsprogramm hinaus gelebt.