Am 7. Oktober 2021 fand die dritte Jahrestagung der in Augsburg beheimateten Forschungsstelle für eSport-Recht (FeSR) in Kooperation mit der Hochschule Mittweida statt. Die Jahrestagung der FeSR bildete damit den rechtlichen Teil der an der Hochschule Mittweida veranstalteten eSport-Themenwoche. Die Forschungsstelle machte anlässlich der Entwicklungen in der Praxis die „Vertragsgestaltung im eSport-Recht“ zum Generalthema ihrer Tagung. Denn mit der immer stärkeren Professionalisierung des eSports rückt – in jüngster Vergangenheit etwa im Fall FaZe Clan vs Tfue – die Gestaltung von Verträgen im eSport immer mehr in den Fokus der Branche.
10.00 Uhr - 10.30 Uhr: Empfang (Kaffee und Kekse)
12.15 Uhr – 13.15 Uhr: Mittagessen
14.45 Uhr – 15.15 Uhr: Pause (Kaffee/Getränke und Butterbrezeln)
Im Anschluss: Abendliches Get-Together
Die FeSR durfte in der Veranstaltung – wie Kenner der Szene sofort erkennen werden – einige der bedeutendsten Praktiker der Industrie als Speaker begrüßen. So waren mit Dr. Andreas Jens (Gründungspartner bei BluePort Legal), Dr. Pietro Graf Fringuelli (Partner bei CMS Hasche Sigle), Dr. Andreas Peschel-Mehner (Partner bei SKW Schwarz Rechtsanwälte), Dr. Henning Hofmann (Head of Legal bei SV Werder Bremen) und Dr. Holger Jakob, LL.M. Eur. (Senior Lawyer bei MELCHERS Rechtsanwälte) wieder einige der wichtigsten juristischen Stimmen der Branche live vor Ort und im Internet (via Twitch und YouTube) zu hören und zu sehen. Christian Koops (Senior Associate bei Baker McKenzie) konnte leider krankheitsbedingt nicht vortragen, sein Thema wurde stattdessen von Prof. Dr. Martin Maties (Leiter der FeSR) und Philipp Schlotthauer (Gründungsmitglied der FeSR) übernommen.
Wie schon im letzten Jahr konnte pandemiebedingt nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmenden vor Ort zugelassen werden. Dank der freundlichen Unterstützung durch Baker McKenzie – Kooperationspartner der FeSR und Hauptsponsor der Tagung – sowie der Hochschule Mittweida konnte allerdings erneut ein großes Publikum via Livestream erreicht werden.
Als erster Speaker beleuchtete Dr. Andreas Jens die Gestaltung von Sponsoringverträgen. Er hob deren große Bedeutung in der eSport-Branche hervor und wies zugleich auf die Herausforderungen bei der Vertragsgestaltung hin. Er gab wichtige Hinweise für die Praxis, die aus seiner langjährigen Beratungstätigkeit im Bereich des Sport- und eSport-Rechts resultierten und gebrauchsfertig aufbereitet wurden. Als wichtigsten Faktor betonte er zutreffend insbesondere die Notwendigkeit von präzisen Regelungen bei der Vertragsgestaltung im Sponsoringbereich, da die Vertragspflichten und die Exklusivität im Sponsoring von herausragender Bedeutung sind.
Da Christian Koops kurzfristig nicht sprechen konnte, diskutierten Prof. Dr. Martin Maties und Philipp Schlotthauer über Compliance im eSport. Sie zeigten dabei nicht nur die Bedeutung des Arbeitnehmerbegriffs auf. Eine falsche Einordnung des eSportlers als Selbstständiger im zugrundeliegenden Beschäftigungsvertrag birgt – wie die Referenten rechtsgebietsübergreifend aufzeigten – Risiken sowohl im Bereich des Arbeitsrechts, Strafrechts, Sozialversicherungsrechts und des Steuerrechts. Es wurde herausgearbeitet, dass zwar für das Arbeits-, Sozialversicherungs- und Steuerrecht unterschiedliche Anknüpfungspunkte hinsichtlich des personellen Anwendungsbereichs existieren (§ 611a BGB, § 7 SGB IV und § 1 LStDV) und auch z.T. inhaltliche Unterschiede bestehen, aber im Wesentlichen dem Arbeitnehmerbegriff elementare Bedeutung zukommt. Die Ordnungswidrigkeitsfolgen und die strafrechtliche Relevanz wurden herausgearbeitet, und es wurden Tipps gegeben, wie sich das Compliancerisiko der Verantwortlichen verringern lässt.
Dr. Pietro Graf Fringuelli und Dr. Andreas Peschel-Mehner beschäftigten sich im Rahmen eines spannenden Zwiegesprächs mit den Pain Points der Vertragsstrukturen zwischen Liga-Veranstaltern und eSport-Teams. Sie zeigten dabei – aufgrund ihres Hintergrundwissens aus der anwaltlichen Beratung – die Entwicklung der Beziehungen zwischen Liga-Veranstaltern und eSport-Teams auf. Dabei beleuchteten sie insbesondere die Herausforderungen bei der Ausarbeitung des ‘Louvre Agreement’ zwischen der ESL und führenden internationalen CS:GO Teams. Der Beitrag war für jeden Juristen im Bereich des eSports ein großer Gewinn, da Licht in einen Bereich gegeben werden konnte, der sonst verborgen bleibt.
Dr. Henning Hofmann präsentierte die Gestaltung von Verträgen im eSport aus Sicht eines traditionellen Sportvereins, der als einer der „Großen“ erfolgreich in den eSport eingestiegen ist. Als wesentliche zu regelnde Inhalte zeigte er die Anforderungen an die Bezahlung, die Laufzeit und die Vermarktung auf. Dabei ging er besonders – was für die junge Materie des eSport-Rechts wichtig ist – auf Parallelen und Unterschiede zum herkömmlichen, analogen Sport ein. Zusätzlich wies er auch auf die steigende Bedeutung von Transferverträgen hin und gab dort Einblicke in die Vertragsgestaltung.
Die Vortragsreihe schloss Dr. Holger Jakob, LL.M. Eur. mit Einblicken in das Verhältnis von eSport und Glücksspielrecht ab. Er kritisierte dabei die aktuelle Glücksspielregulierung und konnte griff dabei auf seine Erfahrungen mit dem Regierungspräsidium Darmstadt (zuständig für die Erlaubnis von Sportwetten) zurück. Die dortige Praxis sei der Grund für die Zurückhaltung der Wettanbieter in Deutschland und begünstige die Entstehung eines unregulierten Schwarzmarktes sowie eine Verlagerung der Wetten in das Ausland.
Im unmittelbaren Anschluss an die Vorträge trugen Fragen aus dem Publikum vor Ort, aber auch von Zuschauern aus dem Live-Chat zu einer spannenden Diskussion bei, die sehr qualifizierte Zuhörer erkennen ließ.
Bei der von Prof. Dr. Martin Maties moderierten abschließenden Paneldiskussion kamen Dr. Holger Jakob LL.M. Eur., Philipp Schlotthauer, Dr. Henning Hofmann, Nepomuk Nothelfer (Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei SKW Schwarz Rechtsanwälte, Gründungsmitglied der FeSR) und Patrick Petschinka (Universitätsassistent Universität Wien) zu Wort. Dabei wurde vor allem auf Fragen aus dem Publikum und dem Live-Chat eingegangen. Deshalb konnte zu einer großen Breite an Themen diskutiert werden. Es ging unter anderem darum, welche gesetzgeberischen Maßnahmen im Bereich des eSport notwendig sind, aber auch wie Diversität im eSport gefördert werden kann.
Prof. Dr. Martin Maties schloss die Tagung schließlich mit einer kurzen Zusammenfassung und bedankte sich für Teilnahme, Unterstützung und Interesse. Sein besonderer Dank ging an Baker McKenzie, die die Tagung tatkräftig unterstützt haben, und an die Hochschule Mittweida für den hervorragenden technischen Support.
Die Tagung kann nach wie vor auf YouTube abgerufen werden.